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Eines haben Hochleistungssportler und Landwirte gemeinsam: Es gibt immer wieder harte Zeiten, die sie durchhalten müssen.
Ids Postma & Anni Friesinger-Postma, ehemalige Eisschnellläufer und Landwirte, Niederlande - Fendt 720 Vario
Eines haben Hochleistungssportler und Landwirte gemeinsam: Es gibt immer wieder harte Zeiten, die sie durchhalten müssen.

Vom Eisschnelllaufen und Kühe melken

Ids Postma hängte die Schlittschuhe vor neun Jahren an den Nagel. Seitdem betreibt er einen Milchviehbetrieb in Holland. „Eines haben Hochleistungssportler und Landwirte gemeinsam: Es gibt immer wieder harte Zeiten, die sie durchhalten müssen“, sagt er.

Im Alter von 30 Jahren übernahm Ids Postma den elterlichen Hof. Immerhin war er da bereits Olympiasieger im Eisschnelllaufen und hatte ein Studium der Landwirtschaft in der Tasche. In seinem Stall standen 130 Holstein-Friesian, jene schwarzbunten Milchkühe, wie sie hier im Norden gehalten werden. Heute zählt der Bestand 270. Der Betrieb mit 10 ha Grünland liegt nur 20 km hinterm Deich an der Nordseeküste, in der holländischen Provinz Friesland. Einst, in den 1940er Jahren, hatte ihn sein Großvater gekauft und später an seinen Sohn Hylke, Ids Vater, weitergegeben. „In Holland gibt es zahlreiche Eisschnellläufer, die entweder selbst Landwirte sind oder deren Eltern einen Landwirtschaftsbetrieb haben“, weiß Ids.

„Eislaufen gehört bei uns zur Kultur. Es ist die einzige Wintersportart, die wir hier auf dem flachen Land betreiben können! Wir haben viele Seen, daher lernen die Kinder zuerst Schlittschuh fahren und dann erst laufen“, lacht der große schlanke Mann. „Fast so wie bei uns in Bayern“, kontert Anni Friesinger. „Nur bei uns lernen die Kinder zuerst Ski fahren“, erklärt die dreimalige Olympiasiegerin und 16-fache Weltmeisterin im Eisschnelllaufen. Seit drei Jahren sind Anni und Ids verheiratet. Anni Friesinger-Postma lebt in Holland und in Salzburg. Die gebürtige Bayerin ist ein Kind der Berge, das gern reist, wie sie selbst zugibt. So fährt sie mit der gemeinsamen Tochter Josephine, die 2011 zur Welt kam, öfters hin und her. Aber mit der Landwirtschaft kennt sie sich als echte Bayerin natürlich auch aus. Ihre Großmutter hatte einen Bauernhof in Inzell. Neben der kleinen Landwirtschaft wurde hauptsächlich Holz aus dem eigenen Wald geschlagen und vermarktet. Holzöfen waren selbstverständlich. Deshalb steht auch im Haus im holländischen Dearsum ein Holzofen. Und die Kantine des holländischen Landwirtschaftsbetriebes sieht zumindest innen einer Skihütte sehr ähnlich. „Ich will so viel wie möglich aus Holz bauen, wie bei uns in Bayern. Auch wenn es hier aufgrund kleinerer Wälder nicht üblich ist. In Holland sind ja schon drei Bäume ein Wald“, scherzt Anni. Dafür gibt es in den Niederlanden andere Besonderheiten. „Wir haben hier eine wunderbare Landschaft und eine unendliche Weite“, sind sich die Postmas einig. Salzburg, meint die Bayerin, liefert dazu das Pendant: Berge, Schnee und kalte Winter.

Zwischen Bauernhof und großer, weiter Welt


Ids ist mit Leib und Seele Landwirt. So lang er denken kann, wollte er in diesem Beruf arbeiten. Daher stört es ihn auch nicht, wenn morgens um 5 Uhr der Arbeitstag beginnt. Ihm zur Seite stehen Frits Miedema, der seit 25 Jahren als fester Mitarbeiter für ihn tätig ist, ein Praktikant und seit diesem
Herbst ein Auszubildender. Alle sind Allrounder: In einem Betrieb dieser Größe müssen sie die unterschiedlichsten Arbeiten verrichten können: melken, füttern, Kälberpflege etc. Nach dem Tagesablauf lässt sich die Uhr stellen. Runde um Runde, präzise wie beim Eisschnelllauf: Zuerst werden die Kühe in einem Melkkarussell mit 24 Plätzen gemolken, dann die Kälber gefüttert und ausgemistet. Dem folgt ein
Kontrollgang durch den neuen Offenstall, der erst vor zwei Jahren gebaut wurde und in dem sich die Milchkühe sichtlich wohl fühlen. Es ist ein Holzleimbinder-Stall und der erste dieser Größe in Holland.

Alles startklar! Der Güllewagen wird angehängt

„Solche Ställe sind eher für Bayern typisch“, sagt Anni stolz und verheimlicht nicht, das sie bei der Auswahl des neuen Stalls maßgeblich mitgewirkt hat. Die Milchkühe füttert ein Lohnbetrieb, zumindest mit Silage. Gras holt Ids selbst. Dafür hat er sich im letzten Jahr einen Traktor gekauft, der ebenfalls aus Bayern, genaugenommen aus Marktoberdorf im Allgäu, stammt: einen Fendt 720 Vario. Er dient dazu, alle wichtigen Arbeiten auf dem Landwirtschaftsbetrieb zu erledigen: Gras mähen, Heu wenden, Gülle fahren, Transportarbeiten etc. „Es ist ein starker, kompakter Traktor. Genau richtig für unsere Betriebsgröße. Eine Top-Marke der Oberklasse“, lobt der frühere Spitzensportler.

„Als der Schlepper auf dem Hof kam, mussten wir fast eine Warteliste erstellen. Jeder wollte damit fahren“, ergänzt Anni. Auch sie kann ihn bedienen. Außerdem besitzt sie einen Pilotenschein. Doch der Sportlerin bleibt keine Zeit dazu. Sie arbeitet in der Produktentwicklung einer Inline- und Skifirma, hält als Botschafterin für eine Krankenversicherung Vorträge über gesunde Lebensweise und wirbt für Funktionswäsche. Dafür ist sie oft in Süddeutschland unterwegs. So pendelt sie zwischen Bauernhof und der großen weiten Welt hin und her. Auf die Frage, was ihr lieber ist, roter Teppich oder Gummistiefel, gibt sie zu, dass sie zwar einen Faibel für schöne Schuhe hat, aber eigentlich nicht der Galatyp ist. „Aber in erster Linie bin ich Mutter. Ich möchte so viel Zeit wie möglich mit unserer Tochter verbringen“, erklärt sie.